Mittwoch, 9. Januar 2008
 
Männerschelte mag man eben?
Pauschalisierende Hetze gegen das "starke Geschlecht" ist gesellschaftspolitisch und pädagogisch kontraproduktiv.
diestandard.at 08.01.2008
Josef Aigner
Josef C. Aigner, Erziehungswissenschafter, Psychoanalytiker und zweifacher Vater, lehrt an der Uni Innsbruck.

Gerhard Amendt hat mit seiner Kritik an Frauenministerin Bures' Werbeaktion, die die Gewalt in der Familie als "reines Männerproblem" darstellt, viel Staub aufgewirbelt: wahrscheinlich nicht nur wegen seiner Thesen, sondern weil das Thema emotional derart brisant ist, dass einem als Mann sowieso geraten wird, besser die Klappe zu halten. Aber auch das ist schon wieder ein Teil des Problems: hier der gewalttätige Mann, und wer Mann ist, gehört zu den "potenziellen Tätern"! Also kusch!

Lesen Sie den vollständigen Kommentar hier.

Ein weiterer treffender Kommentar: Immer dann, wenn in einer Gesellschaft bestimmte Gruppen ausgegrenzt werden, ob aus ethnischen, religiösen Gründen oder wegen ihres Geschlechts, dann bereitet sich der Nährboden für politische Umstürze. Niemand müsste das besser wissen als die Frauen, die nach ihrer eigenen Aussage das unterdrückte Geschlecht waren. Warum streben dann viele von ihnen nicht die Gleichberechtigung, sondern die Vorherrschaft an?

Zwei wichtige Passagen aus dem Kommentar von Josef Aigner seien hier noch wiedergegeben:


Und wenn man weiß, dass Männer, die von klein auf Nähe (auch körperliche) zu kleinen Kindern haben (Körperpflege etc.), in einem statistisch verschwindenden Ausmaß zu Missbrauchstätern werden, dann sieht man, wie fatal die Hetze gegen die "gefährlichen" Männer sein kann: je mehr Männer - wodurch und von wem immer - von kleinen Kindern ferngehalten werden, desto wahrscheinlicher werden die "normalerweise" kaum nachvollziehbaren Fälle von Kindesmissbrauch.

Wir brauchen also eigentlich das Gegenteil von pauschalierender Männerschelte und statt dessen kritische Analysen der zu Gewaltneigung führenden Prozesse des Aufwachsens. Wir brauchen auch besser geförderte Männerzentren und -beratungsstellen, die einen unschätzbaren Dienst gegen männliche Gewaltkulturen leisten - und dennoch immer um ihre Budgets zittern müssen, weil es offenbar 'political' nicht so 'correct' ist, Männerinitiativen zu fördern. Wir brauchen insgesamt eine neue Sensibilität für Fragen der Gewalt, die nicht nur immer auf die Täter-Opfer-Dichotomie setzt, sondern den Ursachen von Gewalt in Familie und Gesellschaft seitens der Wissenschaft und der Politik entgegentritt.

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