Donnerstag, 4. November 2010
 
Kindeswohlgefährdung - "Ich will wieder zurück nach Hause"
Deister- und Weserzeitung 03.11.2010
zbe

Ein Hamburger Rechtsanwalt kritisiert das heimische Jugendamt. Der Landkreis handele "krass rechtswidrig", indem es den Willen eines Kindes bei der Frage, wo es leben wolle, übergehe, sagt Rudolf von Bracken. Die Behörde hat einem Ehepaar die Tochter weggenommen und die seinerzeit 12-Jährige ins Heim gesteckt. Das pubertierende Mädchen hatte zuvor bei der Polizei ausgesagt, es sei von seinen Eltern geschlagen worden, die Aussage jedoch wieder zurückgenommen. In einem Brief an die Eltern schreibt Marina (Name geändert): „Ich hätte nicht auf Martha (Name der Freundin geändert) hören dürfen und nicht zur Polizei gehen sollen, aber das war ihre Idee, nicht meine. Könnt Ihr mich nicht einfach hier rausholen?"

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Wie sagte ausgerechnet Ludwig Salgo:
"Das Rechtsbewusstsein Minderjähriger entwickelt sich nicht zuletzt daraus, wie der Umgang von Behörden und Gerichten mit ihnen ist und war."
Man darf gespannt sein, welches Rechtsbewusstsein dieses Mädchen entwickeln wird.

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Fall Kampusch: Ermittlungen gegen fünf Staatsanwälte
Die Staatsanwaltschaft Innsbruck geht dem Vorwurf des Amtsmissbrauchs gegen fünf teils hochrangige Ankläger nach: Wurden bei der Klärung des Entführungsfalles Kampusch Ermittlungsergebnisse vernachlässigt?
Die Presse 02.11.2010
Manfred Seeh

Brisante Entwicklung im Entführungsfall rund um Natascha Kampusch: Gegen fünf teils hochrangige Staatsanwälte wird wegen des Verdachts des Amtsmissbrauchs ermittelt. Die Führung des Verfahrens obliegt der Staatsanwaltschaft Innsbruck. Basis der Ermittlungen ist jene umfassende „Sachverhaltsmitteilung", die der frühere Präsident des Obersten Gerichtshofes Johann Rzeszut Ende September an die fünf Klubobleute des Parlaments geschickt hatte (Nachlese ...). Demnach haben die zuständigen Staatsanwälte „konsequent und beharrlich entscheidende polizeiliche Ermittlungsergebnisse vernachlässigt".

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Montag, 1. November 2010
 
Das Ende der Zuschauerdemokratie
Elemente der direkten Demokratie sind für die Politik unbequem - na und? Die "politische Klasse" muss sich eben um die Zustimmung des eigentlichen Souveräns bemühen: den Bürger.
sueddeutsche.de 31.10.2010
Gastkommentar von Burkhard Hirsch
Burkhard Hirsch war von 1994 bis 1998 Vizepräsident des Bundestages.

Selbst parlamentarische Mehrheiten sind nicht von der politischen Pflicht befreit, sich ernsthaft und nachhaltig um die Zustimmung des eigentlichen Souveräns zu bemühen, nämlich um die Zustimmung der überwiegenden Mehrheit der Bürger, die sie repräsentieren sollen. Ohne diese Rückkopplung verliert eine parlamentarische Demokratie Basis und Glaubwürdigkeit. Die "Repräsentanten" werden zur "politischen Klasse" - ein Unwort des Jahres -, die sich immer mehr auf ihre parlamentarische Mehrheit und ihre Rechtspositionen verlässt, und immer weniger auf die politische Kraft ihrer Argumente. Ein Bürger, der sich außerhalb des Systems zu Wort meldet, stört. Seine Einmischung wird als "Blockade", Verhinderung eines segensreichen Werkes empfunden.

Lesen Sie den vollständigen Kommentar hier.

Deutliche Worte von einem Menschen mit langjähriger politischer Erfahrung. Auslöser dieses Kommentars sind zwar die Ereignisse um "Stuttgart 21", doch sind die Erkenntnisse gehen weit über dieses Projekt hinaus. Herr Hirsch spricht die grundzüge der Demokratie an, und er tut es meisterlich:

"Die Leute haben durch die moderne Informationstechnik die Möglichkeit, sich an allen denkbaren Debatten zu beteiligen, sich zu äußern, Meinungen zu bilden und zu erfahren oder Aktionen gemeinschaftlichen Verhaltens ohne großen organisatorischen Apparat zu organisieren. Sie tun das auch - und stellen zu ihrer Überraschung fest, dass die Politik von ihren unverblümt verkündeten Meinungen schlicht keine Kenntnis nimmt. Über Jahrzehnte wurden sie aufgefordert, aus der Rolle der Zuschauer herauszutreten. Nun tun sie es, weil sie unzufrieden sind, und keiner will es hören."

Was für Bauprojekte recht ist, muss um so mehr dort billig sein, wo es um den ureigensten Schutzraum des Bürgers geht: seine Familie. Schließlich ist deren Schutz sogar im Grundgesetz verankert.

Auch für die Familienpolitik gilt:


"Elemente der direkten Demokratie sind für die Politik unbequem. Sie ist gezwungen, zum Bürger zu gehen, ihre Vorhaben zu erklären, für sie zu werben, die Zustimmung der Mehrheit der Betroffenen einzuholen, und dabei möglicherweise zu scheitern. Na und?"

Vielen Dank, Herr Hirsch!

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Samstag, 30. Oktober 2010
 
Ermittlungen gegen Vormund
Ein Mitarbeiter des Jugendamts sollte als Vormund für das Wohl dreier Kinder sorgen. Resultat: Eine Dauerbaustelle in der Wohnung. Statt zu helfen, hat er sich 13.000 Euro vom ältesten der Geschwister geliehen.
Kölner Stadt-Anzeiger 28.10.2010
Oliver Görtz und Thorsten Moeck

Vor drei Jahren wurde die Mutter von ihrem damaligen Lebensgefährten erschossen. Die Mutter hatte den Kindern das Haus in Weiler-Volkhoven vererbt, außerdem sollte den Kindern bei Erreichen der Volljährigkeit ein Betrag von 13 000 Euro aus der Lebensversicherung ausgezahlt werden.

Am Tag ihres 18. Geburtstags ging Esra mit Vormund Wolfgang S. zum Bezirksrathaus, um sich das Geld auszahlen zu lassen. „An der Zahlstelle habe ich einen Umschlag bekommen. Er hat das Geld genommen und gesagt, er behalte es besser, weil es sonst auf das Pflegegeld angerechnet werde“, sagt die 20-Jährige, „er hat mich total überrumpelt.“ Wolfgang S. ließ Esra einen Darlehensvertrag unterzeichnen, in dem 3,25 Prozent Zinsen festgelegt wurden.

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Samstag, 30. Oktober 2010
 
Drei Jahre Haft für Sachbearbeiter im Jugendamt
Er hat eine halbe Million Euro auf eigene Konten überwiesen - ein raffgieriger Sachbearbeiter des Jugendamtes Stormarn wurde jetzt verurteilt.
shz.de 29.10.2010
rob

Er war Sachbearbeiter in der Kreisverwaltung und hatte sich fast eine halbe Million auf eigene Konten überwiesen - jetzt muss Sven-Oliver D. für drei Jahre ins Gefängnis. Und diese drei Jahre seien "unbedingt erforderlich", meinte Ulf Thiele, Vorsitzender Richter am Amtsgericht Bad Oldesloe. Begründung: "Sie hätten jederzeit ohne Entdeckungsrisiko aufhören können, wollten aber nicht auf Ihren Lebensstil verzichten."

463.090 Euro in 67 Raten hatte der Sachbearbeiter im Jugendamt von April 2005 bis zu seiner Festnahme in diesem Frühjahr abgezweigt. Seine Methode: Er legte im Computersystem einen Jugendhilfefall an, tippte Rechnungssummen ein, bestätigte das mit seiner Unterschrift und gab es zur Zahlungsstelle.

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Merkel kämpft für ihre Strafpläne
Jetzt gilt's. Angela Merkel will hartnäckigen Defizitsündern künftig das Stimmrecht in der EU entziehen und das beim EU-Gipfel durchsetzen - gegen den Widerstand der meisten Staats- und Regierungschefs. Ist die Kanzlerin stark genug?
SPIEGEL Online 28.10.2010
hen/Reuters/dapd

Angela Merkel gibt sich kämpferisch: Die Bundeskanzlerin hat ihre Forderung nach einer Änderung des EU-Vertrages für eine bessere Vorsorge gegen Krisen in der Währungsunion bekräftigt. Sie werde das umstrittene Thema Stimmrechtsentzug für Defizitsünder auf der Tagesordnung halten, sagte Merkel am Donnerstag vor Beginn des EU-Gipfels in Brüssel.

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So reagiert die Bundeskanzlerin, wenn es um Geld geht. Doch das Schicksal der Kinder in ihrem eigenen Lande scheint ihr gleichgültig zu sein. Wann beschließt die EU-Kommission einen Entzug des Stimmrechts für hartnäckige Menschenrechtsverletzer?

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OB Jens Beutel muss wegen Capri-Reise Strafe zahlen
Fast könnte man meinen, man hätte es mit einem Reisebüro zu tun, und nicht mit einer Stadtverwaltung. Schick und schön sind die Ziele, von denen im politischen Mainz seit mehr als einem Jahr die Rede ist: die Bahamas, der Golf von Neapel oder auch der Tegernsee.
Rhein-Zeitung 26.10.2010
Thomas K. Slotwinski

Überall dort war der Mainzer Oberbürgermeister. Doch nicht immer waren die Exkursionen Freizeitvergnügen. Der Trip nach Italien, so versichert Jens Beutel, war ausschließlich dienstlich geprägt.

Das allerdings sieht die Staatsanwaltschaft Koblenz anders. Sie will in der 2004 stattgefundenen Reise des Aufsichtsrates der Überlandwerke Groß-Gerau, seinerzeit zur Hälfte eine Tochter der Stadtwerke Mainz, keinen beruflichen Charakter erkennen. Deshalb soll das damalige Aufsichtsratsmitglied Beutel fast 10.000 Euro bezahlen. Weil er den Energieversorger durch die Teilnahme an dem Trip in den Süden „geschädigt“ habe.

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Jens Beutel? Ja, richtig, der Mann war früher Vorsitzender Richter am Landgericht Mainz (Jugend- und Jugendschutzkammer). In dieser Funktion war er auch Vorsitzender Richter im ersten der sogenannten Wormser Prozesse (1993-1996), in denen es um den angeblichen massenhaften sexuellen Missbrauch von Kindern in der Stadt Worms ging. Seine mündliche Urteilsbegründung in diesem ersten Prozess steht im Widerspruch zu der schriftlichen Begründung des Urteils und den in den anderen beiden Prozessen erfolgten Freisprüchen und ist daher sehr umstritten.

ARTE bezeichnete dieses Verfahren als Tiefpunkt der bundesdeutschen Rechtsgeschichte: Es ruinierte das Leben der Angeklagten, zerstörte Familien, nahm den Eltern ihre Kinder und den Kindern ihre Eltern.

25 Erwachsene wurden 1997 von der Anklage des Kindesmissbrauchs freigesprochen. Das Ergebnis ist skandalös: schlampige Ermittlungen, Vorverurteilung und Verfahrensfehler. Es wird deutlich, welches Unrecht der Rechtsstaat anrichten kann, wenn seine Organe mit einem falschen Verdacht nachlässig umgehen. Trotz der Freisprüche durften Eltern ihre Kinder jahrelang nicht sehen, andere bekamen sie bis heute nicht zurück.

Schließlich wurden einige Kinder gerade in dem Heim sexuell missbraucht, in das sie wegen des angeblichen Missbrauchs durch ihre Eltern gebracht worden waren.

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Misshandlung in Kinderheimen schon lange bekannt
NDR 06.10.2010

Behörden und Experten waren schon in den 50er- und 60er- Jahren über Misshandlungen in Kinderheimen informiert. Das hat eine Untersuchung zu den Zuständen in Diakonie-Heimen in Niedersachsen ergeben, die der Wohlfahrtsverband am Mittwoch in Hannover vorstellte. Für die Studie werteten Wissenschaftler umfangreiches Aktenmaterial aus zwölf Diakonie-Einrichtungen aus und sprachen mit ehemaligen Heimkindern und Angestellten. Man habe um die Missstände gewusst, diese allerdings hingenommen, um Geld bei der Betreuung der Kinder zu sparen, sagte die Historikerin Ulrike Winkler. "Das Landesjugendamt hat immer wieder die Augen zugemacht."

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Donnerstag, 28. Oktober 2010
 
Ehemalige Mitarbeiter des Kreises überraschen Gericht mit Geständnis
Märkische Allgemeine 27.10.2010
Andreas Vogel

Dörte K. (42) und Roswitha R. (52) räumten ein, dass sie zwischen 2004 und 2007 zu Unrecht Zuschüsse für Projekte für zwei Vereine kassiert haben, in denen sie Mitglied waren. Dabei war ein Schaden von mehr als 22 000 Euro entstanden. Bei den Förderanträgen war es um Konfliktlotsentraining, Mediationskurse und Streitschlichterausbildung an Schulen, um drei Umweltprojekte und eine Fachtagung gegangen. Mit den Betrügereien hätten die zwei Angeklagten dem Ansehen des Jugendamtes geschadet, betonte Richter Pries.

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Manche Dinge kann man nicht erklären.
Wenn Jugendamts-Mitarbeiterinnen 22.000 € veruntreuen, dann schadet das dem Ansehen des Jugendamtes und wird bestraft.
Wenn aber Jugendamts-Mitarbeiter ohne Rechtsgrundlage Familien zerstören, Kinder in Heime sperren und dadurch - nebenbei bemerkt - die öffentlichen Kassen um 50.000 € pro Jahr und Kind schädigen, dann ist das offenbar völlig in Ordnung.
Pikant: Es gibt auch leitende Jugendamtsmitarbeiter, die gleichzeitig Vorstandsvorsitzende von Vereinen sind, die Heime betreiben.

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Staatsanwaltschaft ermittelt gegen LKA-Chefin
Die Chefin des hessischen Landeskriminalamts, Sabine Thurau, steht nach der Anzeige eines Rechtsanwalts im Verdacht, vor Gericht gelogen zu haben. Die Frankfurter Staatsanwaltschaft prüft die Vorwürfe. Während die Opposition Thuraus Beurlaubung fordert, stellt sich Innenminister Boris Rhein hinter sie.
Frankfurter Rundschau 27.10.2010

Die Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt gegen die Chefin des hessischen Landeskriminalamts, Sabine Thurau. Ein Rechtsanwalt habe die hochrangige Polizistin wegen uneidlicher Falschaussage angezeigt, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft am Mittwoch. Thurau hatte in einem Verfahren vor dem Frankfurter Amtsgericht gegen einen Polizisten ausgesagt, der bei einer Dienstreise gemauschelt haben soll. Die Oppositionsparteien forderten am Mittwoch in Wiesbaden die Suspendierung Thuraus. Innenminister Boris Rhein will hingegen zunächst die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft abwarten.

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Rekordwert: Immer mehr Kinder bei Tagesmüttern
Süddeutsche Zeitung 25.10.2010

Noch nie sind in Deutschland so viele Kinder von Tageseltern betreut worden: Die Eltern von rund 112 000 Mädchen und Jungen nahmen im März 2010 das öffentlich geförderte Angebot als Ergänzung zu ihrer Erziehung in Anspruch.

Damit wurden erstmals mehr als 100 000 Kinder von einer Tagesmutter oder einem Tagesvater versorgt - das waren 14 Prozent mehr als im Vorjahr, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte.

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Dienstag, 26. Oktober 2010
 
Hilfe für behinderte Kinder möglichst unter dem Dach Kinder- und Jugendhilfe organisieren -...
Deutscher Bundestag 26.10.2010

Der Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat in dieser Anhörung die Erkenntnisse aus dem 13. Kinder- und Jugendbericht und die sich daraus ergebenden Anforderungen an die Politik mit folgenden Sachverständigen diskutiert:

Der Ausschuss hat vor diesem Hintergrund insbesondere die Möglichkeiten einer „Großen Lösung“, die auch Kinder- und Jugendliche mit Behinderung in die Zuständigkeit der Kinder- und Jugendhilfe nehmen würde, sowie die Perspektiven einer inklusiven Förderung insbesondere im Bereich Bildung und Schule erörtert. Die Sachverständigen sprachen sich grundsätzlich dafür aus, diese "Große Lösung" politisch auf den Weg zu bringen und die Zuständigkeiten unter dem Dach der Kinder- und Jugendhilfe zusammenzuführen. Dies sei im Interesse der Kinder mit Behinderung und ihrer Familien und auch angesichts der UN-Behindertenrechtskonvention geboten.

Lesen Sie die vollständige Pressemitteilung hier.

Wegen des großen Erfolges soll das Modell "Jugendamt" auf weitere Personen ausgedehnt werden, die sich nicht selbst helfen können. Da werden Erinnerungen wach.

Allen Menschen, die mit einer Behinderung leben müssen, kann man nur raten, das Land zu verlassen, so lange sie das noch können.

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Krake Paul ist tot : Wenn einer Ahnung vom Fußball hatte, dann er
Seine drei Herzen haben aufgehört zu schlagen. Krake Paul aus dem Oberhausener Sealife-Aquarium ist tot. Er war der Wettkönig der Fußball-WM 2010. Millionen Fans in aller Welt waren sich einig: Wenn einer Ahnung von Fußball hatte, dann er.
Der Westen 26.10.2010
Jürgen Potthoff

Das Sealife-Team hat angekündigt, dass zur Europameisterschaft 2012 ein neuer Krake ins kalte Wasser springen muss. Auch er wird Paul heißen und bei seiner Arbeit ein Denkmal für seinen Vorgänger im Blick haben, in das eine Urne mit Pauls Überresten eingearbeitet werden soll.

Wie hatte noch jüngst Sea Life-Sprecherin Tanja Munzig angekündigt: „Es wird immer einen Paul geben.” Sie hatte dabei einen Vergleich mit anderen bekannten Tierhelden gezogen, denen Drehbuchautoren und ein konsequentes Casting Unsterblichkeit sicherten. Anders gesagt: Der echte Paul ist jetzt beim echten Flipper und der echten Lassie. Denn nur die wirklich Guten sterben früh.

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Nein, diese Meldung ist (leider) keine Satire. Sie ist ein Abbild unserer Gesellschaft. In Deutschland werden täglich Familien zerstört, Kinder durch den Verlust von Eltern und Geschwistern nachhaltig geschädigt. Das ist uns - wenn überhaupt - eine kurze Meldung wert. Doch wenn ein krakeliger "Fußball-Experte" seinen Löffel aus den Tentakeln legt, landet er nicht etwa auf der Paëlla, sondern in den Schlagzeilen. Man will ihm allen Ernstes ein Denkmal setzen, in das eine Urne mit seiner Asche eingearbeitet werden soll.

Goethe, Gutenberg, Einstein, Schopenhauer ... sie alle dürfen sich posthum darüber freuen, dass ihre Denkmäler demnächst in einem Atemzug mit dem Krake-Paul-Memorial genannt werden. Dann kann es nicht mehr lange dauern, bis die erste Sportakademie nach dem achtarmigen Fußball-Experten benannt wird. Das sind die Themen, die unsere Gesellschaft bewegen.

Wo ist das Denkmal für die Opfer der Jugendämter?

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Montag, 25. Oktober 2010
 
Kleiner Mensch in großer Not
Alarmplan im Jugendamt: So reagieren die Experten, wenn sie von gefährdeten Kindern erfahren.
Der Westen 25.10.2010
Kirsten Simon

Wenn die Lage brenzlig scheint, fahren zwei Mitarbeiter des Jugendamtes umgehend raus. Das Auto ist mit Kindersitzen ausgestattet, um junge Beifahrer sofort einladen zu können. Je nach Lage wird Unterstützung dazu geholt. Die Polizei, wenn Gewalt im Spiel sein könnte. Sucht-Experten, wenn Mutter oder Vater einen Hang zum Alkohol haben. Der psychiatrische Dienst, wenn neben einem leidenden Kind auch Depressionen in der zerrütteten Familie zu Hause sind.

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Anscheinend hat die Image-Kampagne der Jugendämter bereits begonnen. Anders wäre ein solcher Artikel nicht zu erklären. Ein bewährter Schenkelklopfer ist der Abschnitt:

Manchmal hilft Distanz, um später wieder Nähe zu finden. Heißt: Wenn ein Kind mitgenommen wird, soll es den Eltern nicht dauerhaft entrissen werden. Im Gegenteil. Das Verhältnis soll behutsam gekittet werden. „Unser Auftrag ist immer, familienerhaltend zu arbeiten.”

Damit gehört dieser Beitrag definitiv in die Rubrik "Satire". Schade nur, dass offensichtlich auch die Presse nicht weiß, wie die Wirklichkeit aussieht.

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