Freitag, 10. August 2007
Das Leid der frühen Jahre
thopo, 13:15h
Hunderttausende von Kindern wurden in Heimen der jungen Bundesrepublik misshandelt. Die größte Verantwortung trifft die Kirche
DIE ZEIT 09. 02. 2006
Peter Wensierski
Er ist der Pater der Herzen. Das haben die Zeitungen über ihn geschrieben. Er hat ein Bundesverdienstkreuz bekommen, den Verdienstorden von Berlin, gibt gern Interviews und stellt sich vor die Fernsehkameras. Er ist ein regionaler Medienstar, der in Talkshows sitzt. 30 Jahre lang hat der Salvatorianerpater Vincens im Berliner Knast Tegel »schwere Jungs« betreut, da kann er viel erzählen. Was davor war, hat ihn kaum einer gefragt.
Gerald Hartford lebt 300 Kilometer entfernt bei Hildesheim und ist ein schweigsamer Mensch. Er verlässt selten seine Wohnung. Der Fernseher ist sein Tor zur Außenwelt. Und in diesem Tor hat er zufällig seinen früheren Heimerzieher wiedererkannt. Pater Vincens gilt ihm als »Peiniger seiner Jugendjahre«. Hartford hat lange mit sich gerungen, ob er es durchhalten würde, die ungewohnt lange Fahrt, die Konfrontation mit dem cholerischen katholischen Priester.
Vollständige Nachricht siehe hier.
Textauszug: "In Bad Schwalbach schickte 1964 das Amtsgericht den siebenjährigen Thomas sowie seinen neunjährigen Bruder in die geschlossene Fürsorgeerziehung und setzte als »Gründe« unter sein Urteil: »Die Anhörung der Mutter hat ergeben, dass sie mit den beiden Kindern nicht fertig wird. Tatsache ist jedenfalls, das hat die gehörte Mutter selbst zugegeben, dass die Kinder keinen Respekt vor ihrer Mutter haben. Bei Belehrungen lachen sie sie an oder speien aus. Es ist auch schon vorgekommen, daß sie sie u. a. ›blöde Kuh‹ nennen.« Das reichte."
Seit 1964 hat sich nicht viel geändert. Auch 2004 hat das Amtsgericht Bad Schwalbach einem Vater das Sorgerecht entzogen, nachdem die Mutter das Kind entführt hatte. Schon bald wurde ihr das behinderte Kind jedoch zu viel, und es landete im Heim. Genau das hatten die Gutachter vorhergesehen. Ach ja: auch 2004 spielte die Kirche eine unrühmliche Rolle.
Merke: Es ist zwar leicht, sich auf Dietrich Bonhoeffer zu berufen, aber es ist schwer, ein Bonhoeffer zu sein.
DIE ZEIT 09. 02. 2006
Peter Wensierski
Er ist der Pater der Herzen. Das haben die Zeitungen über ihn geschrieben. Er hat ein Bundesverdienstkreuz bekommen, den Verdienstorden von Berlin, gibt gern Interviews und stellt sich vor die Fernsehkameras. Er ist ein regionaler Medienstar, der in Talkshows sitzt. 30 Jahre lang hat der Salvatorianerpater Vincens im Berliner Knast Tegel »schwere Jungs« betreut, da kann er viel erzählen. Was davor war, hat ihn kaum einer gefragt.
Gerald Hartford lebt 300 Kilometer entfernt bei Hildesheim und ist ein schweigsamer Mensch. Er verlässt selten seine Wohnung. Der Fernseher ist sein Tor zur Außenwelt. Und in diesem Tor hat er zufällig seinen früheren Heimerzieher wiedererkannt. Pater Vincens gilt ihm als »Peiniger seiner Jugendjahre«. Hartford hat lange mit sich gerungen, ob er es durchhalten würde, die ungewohnt lange Fahrt, die Konfrontation mit dem cholerischen katholischen Priester.
Vollständige Nachricht siehe hier.
Textauszug: "In Bad Schwalbach schickte 1964 das Amtsgericht den siebenjährigen Thomas sowie seinen neunjährigen Bruder in die geschlossene Fürsorgeerziehung und setzte als »Gründe« unter sein Urteil: »Die Anhörung der Mutter hat ergeben, dass sie mit den beiden Kindern nicht fertig wird. Tatsache ist jedenfalls, das hat die gehörte Mutter selbst zugegeben, dass die Kinder keinen Respekt vor ihrer Mutter haben. Bei Belehrungen lachen sie sie an oder speien aus. Es ist auch schon vorgekommen, daß sie sie u. a. ›blöde Kuh‹ nennen.« Das reichte."
Seit 1964 hat sich nicht viel geändert. Auch 2004 hat das Amtsgericht Bad Schwalbach einem Vater das Sorgerecht entzogen, nachdem die Mutter das Kind entführt hatte. Schon bald wurde ihr das behinderte Kind jedoch zu viel, und es landete im Heim. Genau das hatten die Gutachter vorhergesehen. Ach ja: auch 2004 spielte die Kirche eine unrühmliche Rolle.
Merke: Es ist zwar leicht, sich auf Dietrich Bonhoeffer zu berufen, aber es ist schwer, ein Bonhoeffer zu sein.
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